Meine Vision für Südtirol 2030



Wirtschafts- und Sozialpolitik


Um Südtirol fit für 2030 zu machen, lassen sich mehrere Schlüsselelemente identifizieren.  Wirtschaftlich betrachtet hat Südtirol die Chance, als eine der wohlhabendsten Regionen in Europa und dank der Vorteile, die es als Brücke zwischen dem deutschen Raum und Italien einnimmt, eine Vorreiterrolle in vielen Bereichen zu spielen. Um den Wirtschaftsstandort Südtirol zu stärken, müssen vermehrt Fachkräfte ins Land geholt bzw. diese nach ihrer Ausbildung andernorts wieder zur Rückkehr überzeugt werden. Dies kann zum einen durch Sensibilisierung der Unternehmen gelingen (diese hinken in Sachen Bezahlung und Kommunikation ihren österreichischen und süddeutschen Pendants oft nach), zum anderen gilt es bürokratische Hürden abzubauen und leistbares Wohnen insbesondere die Mittelschichten zu garantieren. Insbesondere hier gilt es, einen Mittelweg zwischen freier Marktwirtschaft und öffentlich geschaffenen und verwalteten, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wohnen ist ein Grundrecht, kein Luxus. Hierbei muss Südtirol durch Regelungen und eigene Bauprojekte gezielt in den Markt eingreifen, um diesen zu korrigieren. Dazu gehört in erster Linie die Umkehrung der Besteuerung: dauerhaftes Vermieten sollte weniger, Airbnb und ähnliche Formen, die für Unruhe quer durch das Land sorgen, höher besteuert werden. Ebenso sollte ein „Freikaufen“ vom Konventionierten Wohnbau so gut wie verunmöglicht werden, und Umwidmungen nur mehr mit hohen Abgaben legal sein, die wiederum in den sozialen Wohnbau fließen sollten. 


Auf dem wirtschaftspolitischen Gebiet gilt es in den nächsten Jahren insbesondere, vermehrt auf die Anliegen der Angestellten und Arbeiter in vielen zentralen Berufen, etwa in Firmen und Lehrberufen einzugehen, um den sozialen Frieden im Land nicht zu gefährden. Vorbildlich kann hier die Sozialpartnerschaft nach österreichischem Modell wirken. Sie steht für ein friedliches Zusammenleben aller gesellschaftlicher Schichten und Klassen und für eine faire Verteilung des kollektiv erwirtschafteten Reichtums. In Südtirol hingegen sehen wir derzeit einen anderen, gefährlichen Trend. Daher müssen die Löhne rauf, gerade in einer alternden Gesellschaft immer bedeutender werdenden Sozialberufen. Die Position der Gewerkschaften und der Arbeitnehmerschaft generell kann auch durch einen gesetzlich verankerten und im konkreten immer wieder zu verhandelnden Inflationsausgleich aufgewertet werden. 


Von Zukunft reden, heißt im 21. Jahrhunderts immer auch, Generationengerechtigkeit zu wollen: Aufgrund des demographischen Wandels verschieben sich politische Entscheidungen oftmals zu Ungunsten einer zukünftigen Generation, und hier benötigt es einen Ausgleich – beispielsweise Regelungen, dass Entscheidung nicht zulasten der Nachkommen getroffen werden können – zum anderen müssen auch Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche es wieder attraktiver gestaltet, Familien zu gründen. Ebenso wie Wohnen sollten Kinder in letzter Instanz keine Kostenfrage darstellen, sondern als Mehrwert für eine Gesellschaft angesehen werden. 





Innovation und Nachhaltigkeit


Ein insgesamt reiches Land muss auch auf den technologischen Fortschritt bauen: Die Klimakrise sollte neben den immensen Gefahren, die mit ihr einhergehen, auch als Chance für die Entwicklung und Verbesserung der uns zur Verfügung stehenden Technologien angesehen werden. Hierbei gilt es beispielsweise, Wasserkraftwerke zu modernisieren und sicherzustellen, dass deren Konzessionen immer im Land bleiben werden, sowie eine EU-Ausschreibung möglichst zu verhindern. Auch Unternehmen, die sich entweder mit Technologien beschäftigen, die eine nachhaltige Transformation beschleunigen oder solche, die dieses Ziel verfolgen, sollten gefördert werden. Eine Revitalisierung des ehemals führenden Südtiroler Wasserstoff Zentrums, das mit eigenen Teststrecken und EU-geförderten Bussen punktete, wäre wichtig, da Südtirol hier bereits in der Vergangenheit europäischen Modellcharakter aufgewiesen und viel Erfahrung und Innovationspotential zu bieten hat. Ebenso müssen Innovative Konzepte wie Nahwärme (wo möglich) gefördert werden, und Synergien genutzt werden, um Energie als solche so effizient wie möglich einzusetzen. Für den Tourismus müssen auf Basis von gemeinsam mit allen Beteiligten und unter Inklusion der betroffenen Bevölkerungen neue Konzepte nachhaltigen Fremdenverkehrs ausgearbeitet werden, die dann auch in Gesetze umzumünzen sind und verpflichtend sein müssen. Genau eine solche nachhaltige Transformation des Sektors kann neue Chancen bieten, wenn z.B. eine einheitliche Anreise mit Zug und Bus gut durchdacht ist und von den Gästen positiv aufgenommen wird. Wer "Innovation" sagt, muss auch Künstliche Intelligenz sagen, Südtirol benötigt dringend eine KI-Strategie um auf den Wandel welcher zweifellos auf uns zukommen wird und alle Bereiche, wie den Arbeitsmarkt, die Bildung, und die Wirtschaft komplett reformieren wird, bestmöglich vorbereiten zu sein.





Zukunft durch Bildung, Kultur und Werteordnung


Eine moderne Gesellschaft benötigt neben einer starken Wirtschaft ebenso eine starke Demokratie. Kommende Generationen müssen wir viel besser auf die demokratiepolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten; einerseits durch die Forcierung des kompetenzorientierten Unterrichts, um mündige Bürger und Bürgerinnen auf die Probleme des 21. Jahrhunderts vorzubereiten. Zum anderen wird es von größter Bedeutung sein, Medienkunde einzuführen, da KI nicht nur technisch immer dominanter sein wird, sondern auch ein Instrument massiver politischer Manipulation werden dürfte, worüber die Schule als Ort gesellschaftlicher Erziehung zu informieren und Bewusstheit zu schaffen hat. Wo wir nicht mehr Fakten von Lügen unterscheiden können, endet die Demokratie. Hieraus muss eine neue „Politische Mitte“ entstehen, welche einen Großteil der Gesellschaft inkludiert, ein Auseinanderdriften der Gesellschaft- eine Tendenz, welche derzeit erkennbar ist – muss unter allen Umständen vermieden werden, unabdingbar hierbei ist eine durchdachte Politische Bildung an den Schulen.


KI bringt neben den vielen Gefahren jedoch beispielsweise in Bezug auf den Bildungsbereich auch enorme Chancen. So kann KI verwendet werden, um individuelle Stärken zu fördern und auf der anderen Seite Lernpläne für Defizite zu erstellen und die Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernfortschritt zu unterstützen. Um all dies wirklich anbieten zu können, brauchen wir in Südtirol die Möglichkeit einer IT-Lehre sowie generell eine KI-Strategie für das Land. 


Generell gilt es, das Bildungssystem zu reformieren und an die Erfordernisse des 21. Jh anzupassen. In diesem Zug sollte auch die "Medizinische Fakultät" in Bozen realisiert werden, da der Bedarf in diesen Berufen ohne Zweifel stark zunehmen wird. Ähnliches gilt für die Technik Fakultät. Wichtig ist als entscheidendes Bindeglied zwischen allen Zukunftsinitiativen, Zukunftsbildung für Menschen aller Altersstufen anzubieten. Dazu bietet sich beispielsweise der darauf spezialisierte UNESCO-Lehrstuhl an der Eurac in Bozen an. In einer auch in Südtirol spürbaren schnelllebigen Welt wird es zudem wichtig sein, sich wieder öfter auf das Wesentliche zu besinnen: Eine Gesellschaft muss sich die Frage stellen, ob der in Südtirol vorherrschende Leistungsdruck nicht auch der Grund der immer häufiger auftretenden psychischen Probleme (inklusive steigender Selbstmordrate) ist, gerade auch unter jungen Menschen. Hier sollte ein Umdenken stattfinden: Konzentrieren wir uns doch auf jene Dinge und Werte, die ein Leben lebenswert machen, hierzu zählen beispielsweise auch die vielen großartigen kulturellen und ehrenamtlichen Initiativen. Diese gilt es zu unterstützen und mit ihnen verbundene Institutionen wie das DZE, zu stärken sowie Bürokratie, wo auch immer möglich, abzubauen. Eine Gesellschaft profitiert ungemein von einem starken Vereinswesen.